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Warum Teams manchmal wie schlechte Boybands sind

Anna schob entnervt die Tür zum Konferenzraum auf. „Gustav, ich sag’s dir: Mein Team ist wie eine Boyband aus den 90ern. Einer will immer im Rampenlicht stehen, einer tut nichts außer gut auszusehen – und einer ist dauernd beleidigt.“


Gustav lag ausgestreckt auf dem Flipchart und blinzelte träge. „Tja, du hast offensichtlich das Storming-Level freigeschaltet. Gratuliere – das ist wie das Boss-Level in der Team-Dramatik.“


„Storming? Klingt, als wäre ich mitten in einem Gewitter gelandet.“


„Fast richtig!“, schnurrte Gustav. „Ihr steckt mitten in Tuckmans Teamphasen. Erst war alles harmonisch – Forming. Jetzt kracht’s – Storming. Aber keine Sorge, wenn du’s richtig anstellst, landet ihr bald im Norming und dann, mit etwas Glück, in der sagenumwobenen Performing-Phase.“


Anna stöhnte. „Und wie genau soll ich das anstellen? Ich fühl mich eher wie ein zerzauster Animateur im All-Inclusive-Hotel.“


„Du musst dich weniger als Animateur und mehr als Facilitator sehen. Sorge für klare Rollen und Aufgaben. Weißt du überhaupt, welche Talente in deinem Team schlummern?“


Anna überlegte. „Der eine ist ein wandelnder Perfektionist, der andere ein chaotischer Ideengeber… und der Rest? Schwierig zu sagen.“


Gustav sprang elegant auf den Tisch. „Da liegt das Problem! Du musst die Rollen bewusst nutzen. Ein Ideengeber im Excel-Controlling ist wie ein Tiger im Goldfischglas. Setz die Leute da ein, wo sie glänzen – und lass sie verdammt nochmal auch glänzen!“


Anna lachte. „Okay, aber was mach ich mit den Trittbrettfahrern? Du weißt schon, die, die sich in der sozialen Hängematte eingerichtet haben?“


„Ah, der gute alte Ringelmann-Effekt!“, rief Gustav. „Je größer das Team, desto gemütlicher wird’s für die Faulpelze. Mach die Leistung sichtbar! Lass kleine Erfolge feiern und gib jedem Verantwortung. Wer sichtbar wird, zieht auch mit. Und wenn gar nichts hilft: Aufteilen in kleinere Zellen. Spart Nerven – und Kaffee.“


„Und wie bring ich die überhaupt zum Reden? Die Hälfte schweigt, die andere motzt nur rum.“


Gustav grinste. „Dann red mal über das Reden. Kommunikation ist wie ein schlechtes WLAN – erst wenn’s zusammenbricht, merkt man, wie wichtig es ist. Führ Feedback-Runden ein, sprecht über eure Zusammenarbeit, nicht nur über die Aufgaben. Und bitte – keine Kritik à la ‚Du bist immer zu spät!‘. Lieber: ‚Mir ist aufgefallen, dass du öfter später kommst – was hält dich ab, pünktlich zu sein?‘“


Anna lehnte sich zurück. „Also mehr Coach als Chef?“


„Exakt. Die Zeit der rumbrüllenden Silberrücken ist vorbei. Du bist jetzt Bühnenbauerin, nicht Rampensau. Und wenn’s mal wieder kracht, denk dran: Jedes Team ist nur so stark wie die Fragen, die du stellst – und die Konflikte, die du nicht unter den Teppich kehrst.“


Anna schmunzelte. „Weißt du, du bist der einzige Säbelzahntiger, der sich als Führungsexperte einen Namen machen könnte.“


Gustav grinste frech. „Na ja, ich hab halt ein Talent, immer zur rechten Zeit die Zähne zu zeigen – oder eben auch mal die Klappe zu halten.“


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