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Mayday Today - Ich sehe auch die Unsichtbaren!


Die frustrierten Kollegen monierten hinter vorgehaltener Hand: „Wenn der Chef morgens reinkommt, grüßt er immer zuerst die Ressortleiter und Spezialisten – uns einfaches Volk spricht er frühestens dann an, wenn er etwas von uns will.“ Aus Sicht des Chefs ist das beinahe verständlich, nicht wahr? Warum knappe Zeit mit weniger wichtigen Leuten vergeuden? Trotzdem beschädigt es seine Glaubwürdigkeit.


Wie begeistert folgst du einem Vorgesetzten, der dich nicht grüßt? Oder nach acht Monaten im Betrieb immer noch nicht deinen (richtigen) Namen kennt? Oder nie zurückgrüßt, wenn du ihn grüßt?


An charismatischen Leadern wie Gandhi, Gracia Patricia von Monaco, dem Dalai Lama oder Audrey Hepburn fällt doch gerade auf: Sie behandeln Würstchen-Verkäufer, Staatspräsidenten, Taxifahrer und Nobelpreisträger absolut gleich – mit Respekt, Stil, Aufmerksamkeit und Niveau.


Apropos Niveau. Ich weiß noch, wie angewidert ich war, als ich den Ex-CEO eines Konzerns zufällig dabei ertappte, wie er vor dem Hamburger Flughafenterminal im Auto mit seiner Geliebten knutschte (während er noch verheiratet war) und unmittelbar danach den „kleinen Mann von der Security“ zur Schnecke machte, weil dieser ihn nicht schnell genug abfertigte. Er mag CEO gewesen sein, glaubwürdig war er nicht. Nicht in den Augen der Security am Flughafen. Warum tun manche Chefs das?


Einer sagte mir mal, ohne Anflug von Ironie: „Ich mache mich doch nicht mit dem Fußvolk gemein!“ Das ist eine legitime Einstellung. Doch gerade wer in der Wirtschaft arbeitet, weiß: Alles hat seinen Preis. Der Preis des Kleine-Leute-Ignorierens ist ein galoppierendes Glaubwürdigkeitsproblem. Bevor man Leute ignoriert, sollte man überlegen, ob das im konkreten Fall den Preis wert ist: Das ist ökonomisch rational. Und spätestens hier ist eine didaktische Anmerkung geboten:


Kleiner Tipp: Lern das bloß nicht!


Wir sind mittendrin auf deinem Weg zum Positive Leader – und schon schwirrt dir leicht der Kopf. An dieser Stelle im Seminar sagte einmal die Geschäftsführerin eines Mittelständlers: „Ehrlich gesagt bin ich bereits mit drei Regeln überfordert. Und es kommen noch acht? Wer soll sich das alles merken?“ Alle nickten zustimmend. Meine Antwort:


„Keiner!“


Wenn du begonnen hast, die drei goldenen Regeln der Glaubwürdigkeit auswendig zu lernen: Lass das! Das ist nicht nur unnötig. Das ist kontraproduktiv. Ich weiß: So haben wir alle in der Schule gelernt. Doch das ist die vielleicht bescheuertste Art des Lernens seit Erfindung des Nürnberger Trichters (was mir viele Lehrer bestätigen). Dabei lernt man nämlich nichts oder nur mit irrem Aufwand – und das weißt du auch noch von der Schule her.


Also „lern“ bloß nicht!


Viel schneller, einfacher und stärker wirst du glaubwürdig(er), wenn du deinem Bauch folgst. Jede Wette: Der hat sich schon gemeldet. Während du die drei ersten Regeln gelesen hast, ist dir sicher die eine oder andere Gelegenheit eingefallen, …

  • … bei der du die Regel schon umgesetzt hast: Klopf dir dafür auf die Schulter! Eigenlob stimmt – und garantiert, dass du es beim nächsten Mal wieder so machst. Diese sogenannte positive Verstärkung ist wissenschaftlich erwiesen einer der besten Lern- und Transfer-Booster (wegen des Dopamin-Effekts von Belohnungen).

  • … bei der du eine der Regeln verletzt hast. Dann ändere diesen „Film“ der Vergangenheit, der vor deinem geistigen Auge abläuft, einfach so oft und so lange, bis du es im Rückblick richtig machst. Auch diese Methode ist empirisch validiert; sie heißt „Change History“. Wer die Vergangenheit ändert, ändert damit sein eigenes Verhalten in der Zukunft.

  • … bei der du in Zukunft eine der Goldenen Regeln anwenden kannst und möchtest. Stell dir diese künftige Situation so detailliert wie möglich vor – und wie du alles richtig machst. Diese Technik heißt „Future Pace“ und ist ebenfalls nachweislich hochwirksam.

Warum funktionieren diese Lerntransfer-Techniken so gut? Warum wirst du damit so schnell besser, glaubwürdiger, positiver, sturmfester? Weil alle Menschen diese drei Techniken ohnehin unbewusst und gelegentlich anwenden. Sie sind nämlich in unserem ererbten „Lernprogramm“ enthalten. Es geht lediglich darum, sie nicht länger unbewusst und gelegentlich, sondern bewusst und nachhaltig anzuwenden. Das machst du ab jetzt viel öfter, wetten?


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