Die Kunst der richtigen Frage
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 25. März
- 2 Min. Lesezeit

„Gustav, warum ist Wasser nass?“
Gustav blinzelte, dann schüttelte er sich theatralisch. „Anna, das ist ja eine wunderbare Art, eine Konversation zu beginnen.“
Anna grinste. „Ich dachte, ich teste mal die Socratische Methode an dir.“
Gustav schnurrte amüsiert. „Ah, du hast also entdeckt, dass kluge Anführer nicht einfach Antworten geben, sondern die richtigen Fragen stellen.“
Anna nickte. „Ja. Und dass gute Fragen oft wichtiger sind als sofortige Lösungen. Aber wenn ich das in meinem Team umsetzen will – wo fange ich an?“
Gustav setzte sich ordentlich hin und begann, mit der Tatze imaginäre Kreise auf den Schreibtisch zu zeichnen. „Nun, das Erste, was du wissen musst, ist: Die Socratische Methode funktioniert nur, wenn du wirklich neugierig bist. Es geht nicht darum, jemanden in die Enge zu treiben, sondern ihm zu helfen, sein eigenes Denken zu hinterfragen.“
Anna überlegte. „Also statt direkt zu sagen: Das ist die beste Strategie, frage ich: Was macht eine Strategie eigentlich erfolgreich??“
„Genau!“, schnurrte Gustav. „Und dann bohrst du weiter. Welche Annahmen stecken hinter deiner Antwort? oder Gibt es Situationen, in denen das nicht funktioniert?“
Anna lehnte sich zurück. „Das klingt ziemlich effektiv. Aber was, wenn jemand einfach auf seiner Meinung beharrt?“
Gustav grinste. „Dann kommt der geheime Trick: Gegenbeispiele.“
„Gegenbeispiele?“
„Ja“, erklärte Gustav. „Wenn jemand sagt: Unsere Kunden kaufen nur, wenn wir Rabatte geben, dann frag: Was ist mit Luxusmarken, die nie Rabatte geben und trotzdem erfolgreich sind? Das zwingt sie, über ihre Annahmen nachzudenken.“
Anna nickte langsam. „Also nicht nur Fragen stellen, sondern auch Denkanstöße durch alternative Beispiele geben.“
„Genau. Es geht nicht darum, jemanden bloßzustellen. Es geht darum, ihm zu helfen, seinen Horizont zu erweitern.“
Anna lächelte. „Ich werde das nächste Woche ausprobieren. Statt Anweisungen zu geben, werde ich fragen: Was macht eine gute Teamkultur aus? und dann mit Gegenbeispielen arbeiten.“
Gustav schnurrte zufrieden. „Sehr gut! Und wenn du es wirklich gemeistert hast, kannst du dich ja der ultimativen Frage widmen.“
„Welche wäre das?“
Gustav grinste. „Warum gibt es eigentlich keine violetten Säbelzahntiger?“
Anna lachte. „Wenn ich das mit der Socratischen Methode herausfinde, bist du der Erste, der es erfährt.“
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