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Der geheime Test

Anna lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. „Gustav, ich habe heute etwas gelesen, das mich echt zum Nachdenken gebracht hat.“


Gustav gähnte und streckte sich auf der Fensterbank. „Lass mich raten – irgendein Geheimcode, den nur geniale Führungskräfte verstehen?“


Anna schüttelte den Kopf. „Fast. Es ging um diese sogenannten geheimen Tests bei Bewerbungen. Dinge wie: Wer sein benutztes Kaffeeglas nicht wegräumt, wird nicht eingestellt. Wer sein Essen salzt, bevor er es probiert, ist voreilig. Wer am Kopfende des Tisches sitzt, ist zu statusbewusst.“


Gustav blinzelte. „Also, wenn ich das richtig verstehe, könnte jemand perfekt qualifiziert sein, aber wenn er die Gabel falsch hält, bekommt er den Job nicht?“


Anna nickte. „Genau. Und das Schlimme ist: Manche Führungskräfte nehmen solche Tests ernst. Sie glauben, dass eine winzige Geste alles über die Persönlichkeit eines Menschen aussagt.“


Gustav sprang auf den Tisch und musterte sie nachdenklich. „Klingt, als würde jemand die Fähigkeit zur fundierten Entscheidungsfindung mit der Fähigkeit verwechseln, in die Zukunft zu schauen wie eine Wahrsagerin.“


Anna grinste. „Ja, genau das. Ich meine, ich verstehe, dass man versucht, Kandidaten auch in ungewohnten Situationen zu erleben, aber wenn man sich nur auf eine einzige kleine Handlung verlässt, macht das die Entscheidung völlig willkürlich.“


Gustav schnurrte. „Weißt du, wenn du wirklich herausfinden willst, ob jemand ins Team passt, gibt es bessere Wege.“


Anna lehnte sich interessiert nach vorne. „Zum Beispiel?“


„Na ja“, begann Gustav, „statt darauf zu achten, ob jemand sein Wasserglas wegräumt, könntest du echte Einblicke bekommen. Zum Beispiel:


Beobachte, wie jemand mit Servicepersonal umgeht. Ist er höflich oder herablassend?

Lass ihn eine kleine Aufgabe ausführen, die im Job wichtig ist. Ein Designer könnte spontan ein Konzept skizzieren. Ein Analyst könnte eine kurze Fallstudie durchdenken.

Stelle eine unerwartete Frage, um zu sehen, wie flexibel und kreativ die Person denkt. Was war das letzte Problem, das sie gelöst hat, und wie?“

Anna machte sich Notizen. „Das sind alles gute Ideen. Sie geben dir echte Hinweise auf die Arbeitsweise einer Person, anstatt zu raten, was ihr Kaffeekonsum über ihre Arbeitsmoral aussagt.“


„Exakt!“, schnurrte Gustav. „Gute Führungskräfte sammeln viele Datenpunkte. Schlechte machen aus einer winzigen Beobachtung eine riesige Theorie.“


Anna lehnte sich zurück und lächelte. „Dann werde ich mich beim nächsten Bewerbungsprozess auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren.“


Gustav grinste. „Sehr gut. Und wenn du einen Test für mich machen willst: Wer mir Thunfisch gibt, ist ein exzellenter Mensch.“


Anna lachte. „Schöner Versuch. Aber dein Thunfisch-Verbrauch ist schon jetzt ein messbarer KPI.“



Übrigens: Ich war neulich in einem sehr interessanten Podcast zu Gast. Ich durfte bei Future FINANCE über Stress, innere Antreiber und den berühmten Säbelzahntiger sprechen – und warum wir lernen müssen, besser auf uns selbst zu achten, bevor es kracht. Vielleicht ist ja was für dich dabei.



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