Was dein Geld über dich verrät
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- vor 1 Tag
- 2 Min. Lesezeit

„Gustav?“ Anna stand in der Teeküche, eine Hand am Wassersprudler, die andere mit einem Kassenbeleg fuchtelnd. „Ich glaube, ich hab gerade für 240 Euro Team-Lunch bestellt.“
„Nur 240?“ Gustav hob eine Augenbraue. „Ich bin enttäuscht. Wo sind der Champagner und die Austern?“
„Sehr witzig“, sagte Anna trocken. „Aber im Ernst: Ich hab kurz gezögert. Dann hab ich einfach auf ‚Bestellen‘ geklickt. Und weißt du was? Es war genau richtig so.“
„Klingt, als hätte da gerade jemand seine Werte in Curry gewickelt und geliefert bekommen.“
Anna grinste. „Vielleicht. Aber es ist schon interessant, oder? Man sieht es Menschen einfach an – worin sie investieren. Und worin nicht.“
Gustav sprang auf die Fensterbank, seine grünen Augen blitzten. „Geld ist ein ehrlicher Erzähler. Es behauptet nicht, großzügig zu sein – es zeigt’s. Es predigt nicht Teamgeist – es investiert in ihn.“
„Und es deckt auf“, ergänzte Anna. „Die Führungskraft, die in der Townhall von Wertschätzung spricht und dann an Weiterbildung spart? Die zeigt, was sie wirklich wichtig findet.“
„Oder der Chef, der ständig neue Gadgets präsentiert, aber beim Charity-Lauf nie auftaucht“, schnurrte Gustav. „Sagt mehr über sein Bedürfnis nach Status als sein LinkedIn-Profil.“
Anna nahm sich eine Flasche Wasser. „Und gleichzeitig ist da die stille Kollegin, die nie viel Aufhebens macht – aber jeden Monat ans Frauenhaus spendet.“
„Geld als Spiegel der Seele“, sagte Gustav andächtig.
„Oder des Egos.“
Gustav nickte. „Die Frage ist nicht, ob du dein Geld einsetzt – sondern wofür. Jeder Euro ist ein Mini-Votum für deine Prioritäten.“
Anna lehnte sich gegen die Theke. „Also… Was sag ich damit, wenn ich Lunch fürs Team bezahle?“
Gustav sprang auf ihre Schulter. „Dass du verstanden hast: Wer gut essen darf, denkt besser. Und fühlt sich gesehen.“
Sie schmunzelte. „Ich hoffe, das Team hört das auch so.“
„Sie sehen’s, Anna. Immer.“ Er flüsterte ihr ins Ohr: „Geld redet. Du entscheidest, was es sagt.“
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