Die Helden im Hintergrund
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 21. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

Anna betrat den großen Konferenzraum, in dem ihr Team bereits versammelt war. Es war Zeit für die monatliche Teambesprechung, und wie immer standen die neuesten Erfolge und Herausforderungen im Mittelpunkt.
„Bevor wir beginnen“, sagte sie und ließ den Blick über die Gesichter wandern, „möchte ich ein paar Leute besonders hervorheben.“
Die üblichen Verdächtigen – die Leistungsträger, die lauten Stimmen, die Projektleiter – rückten sich unbewusst auf ihren Stühlen zurecht. Sie waren es gewohnt, gelobt zu werden.
Doch Anna drehte sich zu einer Kollegin am Rand des Raumes um. „Lisa, ich weiß, dass du oft im Hintergrund arbeitest. Aber ohne deine akribische Organisation der Daten wäre unsere letzte Präsentation für das Management ein Desaster geworden. Wir hätten ohne dich nie so überzeugend argumentieren können.“
Lisa errötete leicht. Sie war nicht jemand, der sich in den Mittelpunkt drängte. Aber ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Gustav, der geschrumpfte Säbelzahntiger, der sich auf einer Fensterbank zusammengerollt hatte, beobachtete das Ganze mit scharfen Augen. „Endlich erkennt mal jemand die stillen Helden“, murmelte er.
Anna fuhr fort: „Und Paul – du bist immer der Erste, der bleibt, wenn eine Deadline näher rückt. Dein Einsatz mag nicht immer im Rampenlicht stehen, aber er ist essenziell für das Team. Wir könnten ohne dich nicht so verlässlich liefern.“
Paul wirkte überrascht. Er hatte nie erwartet, dass sein unauffälliger Fleiß überhaupt jemandem auffiel.
„Weißt du, Anna“, sagte Gustav mit einem zufriedenen Schnurren, „das ist genau das, was großartige Führung ausmacht. Es geht nicht nur darum, die sichtbar Erfolgreichen zu loben, sondern auch die stillen Stützen des Teams zu würdigen.“
Anna nickte. „Wir loben oft diejenigen, die vorne stehen, die Projekte treiben, die Erfolge für sich beanspruchen. Aber die Wahrheit ist, dass kein Team ohne diejenigen funktioniert, die im Hintergrund die Dinge am Laufen halten. Es gibt so viele, die nicht nach Anerkennung suchen – und genau deshalb verdienen sie sie umso mehr.“
Gustav schnurrte. „Exakt! Großartige Anführer wissen: Wir kommen nicht ans Ziel ohne sie.“
Die Teammitglieder schienen aufzublühen. Einige der leiseren Stimmen im Raum hielten den Kopf ein wenig höher.
Anna lächelte. Heute hatte sie etwas Wichtiges getan – sie hatte die Helden im Hintergrund ins Licht gerückt. Und sie wusste, dass dies das Team stärker machte als jede noch so große Einzelleistung.
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