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Das Wagnis des Erfolgs

Gustav balancierte auf der Kante von Annas Schreibtisch und betrachtete sie mit seinen großen, grünen Augen. „Anna, hast du dich jemals gefragt, warum manche Teams durch die Decke gehen, während andere auf der Stelle treten?“


Anna, die gerade eine E-Mail an ihre Führungsebene formulierte, seufzte. „Wenn du mir sagen willst, dass ich mehr Risiken eingehen soll, dann kannst du es dir sparen. Wir können es uns nicht leisten, Fehler zu machen.“


Gustav legte den Kopf schief. „Ah, du leidest also an klassischer Risikoaversion. Ein weitverbreitetes Phänomen.“


Anna zog eine Augenbraue hoch. „Risikoaversion? Ich nenne es kluge Entscheidungen.“


„Nicht unbedingt“, erwiderte Gustav. „Es gibt einen Unterschied zwischen klugen Entscheidungen und einer Angst, Fehler zu machen. Die meisten Teams haben kein Problem damit, zu große Risiken einzugehen. Ihr Problem ist eher das Gegenteil – sie sind zu vorsichtig und lassen großartige Chancen verstreichen.“


Anna lehnte sich zurück. „Und du meinst, wir sollten einfach ins Blaue hinein riskante Entscheidungen treffen?“


Gustav schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich meine, dass ihr eure Wahrnehmung von Risiko ändern müsst. Wenn ihr eine Entscheidung trefft, worüber sprecht ihr zuerst – über die Chancen oder die Risiken?“


Anna überlegte. „Meistens über die Risiken. Wir wägen ab, was alles schiefgehen könnte.“


„Genau! Und das ist das Problem. Menschen verankern sich am ersten Punkt einer Diskussion. Wenn ihr mit den Risiken beginnt, dann wird alles Weitere nur noch bestätigen, dass Vorsicht geboten ist. Aber wenn ihr mit den Möglichkeiten startet, wird die Diskussion viel objektiver.“


Anna nahm einen Stift und begann, auf ihrem Notizblock zu kritzeln. „Also sollen wir erst die Vorteile diskutieren und dann die Risiken?“


„Exakt“, nickte Gustav. „Und dann kommt der zweite Trick: Weist den möglichen Ergebnissen Wahrscheinlichkeiten zu.“


Anna runzelte die Stirn. „Was soll das bringen?“


„Wenn ihr die Wahrscheinlichkeiten für die positiven und negativen Szenarien konkret benennt, werdet ihr feststellen, dass viele der befürchteten Risiken eigentlich ziemlich unwahrscheinlich sind. Gleichzeitig könnt ihr sehen, wie wahrscheinlich ein großer Gewinn wäre.“


Anna schmunzelte. „Du willst also, dass wir unsere eigene Angst mit Mathematik austricksen?“


Gustav grinste. „Angst ist irrational. Zahlen sind es nicht. Die besten Entscheidungen werden nicht aus Angst getroffen, sondern aus einer objektiven Bewertung der Chancen und Risiken.“


Anna betrachtete ihre Notizen und nickte langsam. „Okay, das probiere ich aus. Aber wenn das schiefgeht, wirst du mich persönlich trösten müssen.“


„Abgemacht“, schnurrte Gustav. „Aber ich wette, du wirst mir eher für deinen nächsten großen Erfolg danken.“



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