Wenn Worte allein nicht reichen
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 23. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Es war eines dieser Meetings, in denen Anna spürte, dass ihre Worte nicht richtig ankamen. Sie hatte sich klar ausgedrückt, ihre Argumente waren schlüssig – und doch sah sie in den Gesichtern ihres Teams Skepsis.
„Gustav“, sagte sie später seufzend in ihr Büro hinein, „ich verstehe es nicht. Ich habe heute ganz offen gesprochen, aber irgendwie haben sie mir nicht geglaubt.“
Der kleine Säbelzahntiger blinzelte von seiner Fensterbank herab. „Hast du es nur gesagt oder hast du es gemeint?“
Anna runzelte die Stirn. „Natürlich habe ich es gemeint! Aber… vielleicht habe ich es nicht richtig rübergebracht.“
Gustav sprang auf den Schreibtisch. „Siehst du, genau das ist der Punkt! Authentizität wird ja immer gefeiert – aber Sincerity, also echte Aufrichtigkeit, ist viel wichtiger. Dein Team muss nicht nur deine Worte hören, sondern auch spüren, dass du sie wirklich meinst.“
Anna dachte nach. „Und wie zeige ich das besser?“
Gustav begann zu zählen. „Erstens: Augenkontakt. Und zwar nicht dieses schnelle ‚Ich-schau-mal-über-die-Köpfe‘, sondern echtes Ich-sehe-dich-Schauen. Augenkontakt sagt: Ich bin präsent, und ich stehe hinter dem, was ich sage.“
Anna nickte. „Ich merke manchmal gar nicht, dass ich beim Sprechen mehr auf meine Notizen als auf die Leute schaue.“
„Eben!“, rief Gustav. „Zweitens: Dein Tonfall. Die besten Leader senken oft ihre Stimme, wenn sie wirklich etwas meinen. Nicht lauter werden – ruhiger, fester, bestimmter.“
„Interessant…“, murmelte Anna.
„Drittens: Deine Worte. Sincerity bedeutet, die richtigen Worte zu finden. Zu oft reden wir, als ob wir durch eine Marketing-Broschüre vorlesen. Aber dein Team will dich hören, nicht eine auswendig gelernte Rede.“
Anna nickte. „Das könnte ich bewusster machen. Ich neige dazu, Dinge zu verklausulieren, wenn es heikel wird.“
„Und viertens“, Gustav legte eine Pfote auf ihre Hand, „deine Körpersprache. Dein Gesichtsausdruck, deine Gesten – die Leute merken, wenn deine Worte nicht mit deiner Körpersprache übereinstimmen.“
Anna seufzte. „Also muss ich nicht nur an meinen Argumenten arbeiten, sondern auch daran, wie ich sie rüberbringe?“
Gustav grinste. „Willkommen in der Welt echter Führung. Sincerity ist keine Technik – es ist eine Entscheidung. Du kannst deine Worte polieren, so viel du willst. Aber wenn du nicht spürbar aufrichtig bist, wird dein Team es merken.“
Anna lachte. „Na gut, dann übe ich mal – mit Augenkontakt, ruhigem Tonfall, klaren Worten und einer passenden Körpersprache. Und du, Gustav, wirst mein ehrlicher Spiegel sein.“
Gustav schnurrte zufrieden. „Ich bin bereit. Aber als Spiegel verlange ich natürlich eine kleine Belohnung.“
Anna lachte. „Sincerity, hm? Na gut. Ich meine es wirklich ernst – du bekommst ein Leckerli.“
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