Wenn Führungspersönlichkeiten ihre Abneigung nicht verbergen können
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 29. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Anna rührte nachdenklich in ihrem Kaffee. „Gustav, ich habe das Gefühl, dass die Stimmung in meinem Team gerade ziemlich angespannt ist. Es ist, als würden alle auf Zehenspitzen herumlaufen.“
Gustav gähnte und streckte sich. „Und warum ist das so?“
„Ich glaube, es liegt daran, dass ich mich mit einem Teammitglied besonders schwer tue“, gestand Anna. „Ich kann nicht sagen, dass ich ihn besonders mag – und ich fürchte, dass das inzwischen jeder mitbekommt.“
Der kleine Säbelzahntiger musterte sie mit seinen smaragdgrünen Augen. „Lass mich raten: Du sprichst nur das Nötigste mit ihm, ignorierst seine Ideen in Meetings und wenn du ihm eine E-Mail schreibst, besteht sie aus exakt drei Worten?“
Anna zuckte ertappt zusammen. „So schlimm ist es doch nicht, oder?“
Gustav legte seine Pfote auf ihre Hand. „Nun ja, Anna, du bist eine brillante Führungskraft, aber du bist auch ein Mensch. Und Menschen sind nicht besonders gut darin, ihre wahren Gefühle dauerhaft zu verstecken.“
Anna stöhnte. „Und jetzt? Ich kann doch nicht auf Knopfdruck Sympathie empfinden.“
Gustav schnurrte nachdenklich. „Das musst du auch nicht. Aber du musst eine Eigenschaft an ihm finden, die du respektieren kannst. Irgendetwas, das du wertschätzt. Seine Genauigkeit, sein Engagement, seine Fähigkeit, Deadlines einzuhalten – es muss etwas geben.“
Anna dachte nach. „Er ist unglaublich detailorientiert. Manchmal nervt es mich, aber ehrlich gesagt sorgt genau das dafür, dass uns keine Fehler durchrutschen.“
„Perfekt!“, rief Gustav. „Dann konzentriere dich genau darauf. Wann immer du mit ihm sprichst, erinnere dich an diese Qualität. Würdige sie, anstatt dich auf das zu fokussieren, was dich stört.“
Anna nickte langsam. „Das klingt machbar. Und wenn ich es schaffe, mich darauf zu konzentrieren, wird das Team merken, dass sich die Dynamik entspannt.“
„Ganz genau“, sagte Gustav. „Denn wenn du jemanden ausgrenzt, spürt das ganze Team die Spannung. Niemand will der Nächste sein, also werden sie vorsichtiger, und plötzlich leidet die gesamte Kommunikation.“
Anna nahm einen Schluck Kaffee und lächelte. „Ich werde es versuchen. Schließlich sollte mein persönliches Empfinden nicht die Leistung des gesamten Teams gefährden.“
Gustav sprang auf die Fensterbank. „Weise Entscheidung! Und falls du jemanden brauchst, mit dem du deine Frustration loswerden kannst – ich höre zu. Vorausgesetzt, du zahlst in Leckerlis.“
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