Wenn Führung zur Selbstbedienung wird
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 7. Mai
- 2 Min. Lesezeit

„Gustav, warum denken manche Führungskräfte, dass die Regeln für alle gelten – nur nicht für sie?“
Der kleine Säbelzahntiger blinzelte von seiner Fensterbank herab. „Ah, du hast also Bekanntschaft mit einem Piggish Leader gemacht?“
Anna seufzte. „Es ist frustrierend. Da gibt es Leute, die nehmen sich mehr, als ihnen zusteht – sei es Macht, Ressourcen oder finanzielle Vorteile – und glauben wirklich, sie hätten es verdient.“
Gustav sprang auf den Schreibtisch und musterte sie mit seinen smaragdgrünen Augen. „Das nennt man Motivated Reasoning – sie suchen sich genau die Argumente raus, die ihr Verhalten rechtfertigen. Nach dem Motto: Ich habe so viel geleistet, ich verdiene das.“
Anna verschränkte die Arme. „Aber warum lässt man solche Leute damit durchkommen?“
„Weil zwei Dinge zusammenkommen“, erklärte Gustav. „Erstens: Unklare Regeln. Wenn nicht genau definiert ist, was erlaubt ist und was nicht, nehmen sich manche einfach, was sie wollen. Zweitens: Status. Je höher jemand in der Hierarchie steht, desto mehr glaubt er, dass ihm gewisse Privilegien zustehen.“
Anna nickte langsam. „Also entsteht das Problem nicht nur durch Gier, sondern auch durch ein System, das es ermöglicht?“
„Ganz genau!“, schnurrte Gustav. „In Organisationen, in denen Führungskräfte gefeiert werden wie Rockstars, fühlen sich manche unantastbar. Und wenn keiner hinschaut – oder alle schweigen – wächst dieses Verhalten wie Unkraut.“
Anna trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Tisch. „Was kann man dagegen tun?“
Gustav streckte sich. „Die besten Unternehmen machen zwei Dinge:
Transparenz schaffen – Offenlegen, wer welche Vorteile bekommt und warum. Wenn jeder es sehen kann, ist es schwieriger, sich heimlich Vorteile zu verschaffen.
Status entmystifizieren – Keine Führungskraft sollte so hochgehoben werden, dass sie sich über Regeln stellen kann. Teams zählen mehr als Einzelne.“
Anna lehnte sich zurück. „Also muss man verhindern, dass sich jemand unantastbar fühlt?“
„Exakt!“, schnurrte Gustav. „Denn niemand hält sich selbst für egoistisch. Sie alle denken, sie haben es verdient – solange sie nicht dabei ertappt werden.“
Anna schmunzelte. „Dann werde ich mir mal überlegen, wie ich in meinem Team für mehr Transparenz sorgen kann.“
Gustav zwinkerte. „Gute Idee. Und falls du eine interne Kontrolle für Thunfisch-Rationen brauchst – ich stehe zur Verfügung.“
Anna lachte. „Du würdest dich nur selbst bedienen.“
Gustav schnurrte. „Zumindest wäre ich ehrlich dabei.“
コメント