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Wenn der Elefant im Raum nicht länger ignoriert werden kann

Es begann mit einer Schweigeminute – allerdings keiner, die geplant war.


Anna saß mit ihrem Team im Besprechungsraum. Das Thema des Meetings war klar, die Strategie für das nächste Quartal sollte diskutiert werden. Doch niemand sagte etwas. Die übliche Dynamik war verschwunden. Statt lebhafter Ideen gab es nur ausweichende Blicke und ein nervöses Klopfen auf Tassen und Tische.


Gustav beobachtete die Szene von Annas Schreibtisch aus und schüttelte den Kopf. „Ah, da ist er wieder – der Elefant im Raum.“


Anna seufzte. „Ja, ich sehe ihn auch, Gustav. Und es scheint, als hätte er inzwischen das Sofa bezogen und würde sich hier ganz wohlfühlen.“


Ihr Team umging das Thema, das sie alle beschäftigte. Es war kein strategisches Problem, kein Marktrückgang oder Budgetthema – es war das Unausgesprochene. Die Diskrepanz zwischen dem, was offiziell als Wert der Firma propagiert wurde, und dem, was wirklich gelebt wurde.


Einer der jüngeren Kollegen räusperte sich schließlich. „Also… laut unserer Unternehmensphilosophie sind wir ein Team, das offene Kommunikation fördert.“ Er sah sich um. „Aber irgendwie… fühlt sich das gerade nicht so an.“


Anna nickte langsam. „Genau das ist das Problem. Wir sprechen über Transparenz, über Mut, über Verantwortung – aber sobald es unbequem wird, tun wir so, als wäre alles in Ordnung.“


Gustav schnurrte zustimmend. „Der Klassiker. Alle sehen das Problem, aber niemand will es ansprechen, weil es Unruhe bringen könnte.“


Ein weiteres Teammitglied seufzte. „Ich glaube, wir haben uns daran gewöhnt, gewisse Dinge einfach nicht zu hinterfragen. Es ist einfacher, weiterzumachen, als das große Ganze anzusprechen.“


Anna lehnte sich nach vorne. „Aber genau das hält uns zurück. Wenn wir Dinge, die nicht funktionieren, nicht aussprechen, wie sollen wir dann besser werden?“


Die Gruppe schwieg erneut – aber dieses Mal war es kein unangenehmes Schweigen. Es war ein Nachdenken, ein Abwägen.


Ein Kollege hob langsam die Hand. „Dann lasst uns doch damit anfangen. Was sagen wir, wofür wir stehen – und wo tun wir es nicht?“


Gustav grinste. „Endlich! Jetzt wird’s spannend.“


Das Meeting nahm eine neue Richtung. Sie sprachen über die Werte der Organisation, über die Realität und darüber, wie sie den Abstand zwischen Anspruch und Wirklichkeit verkleinern konnten. Es war nicht bequem, aber es war notwendig.


Als das Meeting endete, fühlte sich der Raum leichter an. Der Elefant war zwar noch da – aber er hatte sich zumindest erhoben.


Gustav streckte sich zufrieden. „Siehst du, Anna? Manchmal muss man nur den Mut haben, die unbequemen Fragen zu stellen.“


Anna schmunzelte. „Stimmt. Und manchmal braucht man einen kleinen Säbelzahntiger, der einen daran erinnert.“


 

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