Es war ein hektischer Tag im Büro von Anna, einer engagierten Teamleiterin in einem großen Unternehmen. Anna ist bekannt dafür, klare Ziele zu setzen und ehrgeizige Projekte zu managen. Doch heute war etwas anders – ihre Stimmung war gedrückt. Eine Kollegin hatte sich bei ihrem Chef über Annas Art zu führen beschwert. Sie fühlte sich überfordert und von den hohen Erwartungen erdrückt. Anna konnte das Feedback nicht recht einordnen. Sie wollte doch nur das Beste für ihr Team.
Gerade als sie überlegte, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte, tauchte Gustav auf, der weise Säbelzahntiger. Mit einem sanften Brummen landete er auf ihrem Schreibtisch und blickte Anna mit seinen großen, gelassenen Augen an.
„Was ist los, Anna? Du wirkst angespannt“, sagte Gustav und zuckte mit seinen beeindruckenden Schnurrhaaren.
„Ach Gustav“, seufzte Anna. „Eine meiner Mitarbeiterinnen hat sich beschwert, dass sie sich von mir unter Druck gesetzt fühlt. Aber ich will doch nur, dass wir als Team erfolgreich sind!“
Gustav nickte. „Das ist verständlich. Gute Führungskräfte wollen oft das Beste aus ihrem Team herausholen. Aber weißt du, manchmal sehen Menschen in deinem gut gemeinten Druck einen Säbelzahntiger.“
Anna runzelte die Stirn. „Einen Säbelzahntiger? Aber ich will doch niemanden bedrohen!“
„Es geht weniger darum, was du willst, und mehr darum, wie deine Mitarbeiter die Situation wahrnehmen“, erklärte Gustav ruhig. „Stell dir vor, jeder von uns hat seinen eigenen inneren Säbelzahntiger – diese uralte Reaktion auf Stress und Bedrohung. Manchmal siehst du es nicht, aber wenn der Druck zu hoch wird, stehen diese Säbelzahntiger plötzlich mitten im Raum. Deine Mitarbeiterin fühlte sich vermutlich unter Druck gesetzt, weil sie das Gefühl hatte, nicht zu genügen. Das löst Angst aus – und da ist er, der Säbelzahntiger.“
„Aber ich will doch nur, dass sie gute Arbeit macht“, verteidigte sich Anna.
„Natürlich“, sagte Gustav freundlich. „Aber manchmal kann Druck genau das Gegenteil bewirken. Wenn Menschen Angst haben, blockieren sie. Ihre Kreativität sinkt, und sie können nicht mehr ihre beste Leistung bringen. Der Trick ist, den Säbelzahntiger zu zähmen, bevor er überhandnimmt.“
„Und wie mache ich das?“ fragte Anna neugierig.
„Zuerst“, begann Gustav, „solltest du mit deiner Mitarbeiterin sprechen und herausfinden, warum sie sich so fühlt. Frag sie, was genau sie als Druck empfindet. Vielleicht kannst du ihr Aufgaben anders erklären oder Unterstützung anbieten. Manchmal reicht es, wenn Menschen wissen, dass sie nicht allein sind, um den Stress zu mindern.“
Anna nickte. „Das klingt sinnvoll. Aber was, wenn der Druck wirklich da ist – wie bei einer nahenden Deadline?“
„Dann liegt es an dir, die Situation neu zu bewerten“, sagte Gustav. „Kann die Deadline verschoben werden? Kann jemand helfen? Es gibt immer Handlungsoptionen, die man bedenken sollte, bevor man sich von Stress überwältigen lässt. Wenn du als Führungskraft offen für Lösungen bist, wird auch dein Team entspannter arbeiten.“
Anna atmete tief ein. „Also sollte ich weniger Druck machen und mehr auf die Bedürfnisse meines Teams hören?“
Gustav grinste. „Genau. Es geht darum, den Säbelzahntiger aus dem Raum zu nehmen. Wenn du bemerkst, dass jemand gestresst ist, gehe auf ihn zu und biete Unterstützung an. Gemeinsam könnt ihr den Stress abbauen und bessere Ergebnisse erzielen. Und denk daran: Druck führt selten zu mehr Produktivität. Inspiration und Unterstützung hingegen schon.“
„Danke, Gustav“, sagte Anna und lächelte. „Ich werde mein Bestes tun, um den Säbelzahntiger in Schach zu halten.“
Die Takeaways von Gustav:
Druck erzeugt oft Stress: Auch wenn der Druck gut gemeint ist, kann er Mitarbeiter in Stress versetzen. Erkenne die Anzeichen und gehe proaktiv auf dein Team zu.
Unterstützung statt Bedrohung: Gute Führung bedeutet, Unterstützung anzubieten und Druck abzubauen. Frage nach, was dein Team braucht, um erfolgreich zu sein.
Den Säbelzahntiger erkennen: Jeder hat seinen eigenen Stressor, der wie ein Säbelzahntiger wirkt. Indem du den Stress ansprichst und Handlungsoptionen anbietest, hilfst du deinem Team, kreativer und produktiver zu arbeiten.
Handlungsoptionen bieten: Wenn der Stress zu hoch wird, gibt es oft Möglichkeiten, den Druck zu mindern. Flexibilität und Unterstützung sind Schlüssel zu einer positiven Arbeitsatmosphäre.
Podcast:
Diese Geschichte ist entstanden auf Basis der vierten Folge meines Podcast "Der Säbelzahntiger" mit Jörg Weidenfeld. Du kannst den Podcast über diesen Link finden:
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