Gustav saß, wie immer, auf der Fensterbank, während Anna nachdenklich durch einige alte Berichte blätterte. „Was suchst du, Anna?“ fragte er neugierig.
Anna seufzte und legte den Stapel Papier beiseite. „Ich versuche, mehr über frühere Entscheidungen im Unternehmen herauszufinden. Es scheint, als ob wir immer wieder dieselben Fehler machen, aber es gibt keine Dokumentation oder Leitfäden, die uns helfen, aus der Vergangenheit zu lernen.“
Gustav schnurrte leise. „Ah, das ist das Problem. Viele Menschen glauben, dass Organisationen lernen und sich anpassen, als wären sie eigenständige Wesen. Aber Organisationen lernen nicht – die Menschen darin tun es.“
Anna sah verwirrt aus. „Was meinst du damit? Ich dachte, wenn eine Organisation Fehler macht und daraus Konsequenzen zieht, dann lernt sie doch, oder?“
„Nicht ganz“, antwortete Gustav. „Es sind die Menschen in der Organisation, die die Erfahrungen machen, die Entscheidungen treffen und die Lehren daraus ziehen. Wenn diese Menschen das Gelernte nicht an die nächste Generation von Führungskräften weitergeben, wird nichts davon institutionalisiert. Sobald sie das Unternehmen verlassen, nehmen sie ihre wertvolle Erfahrung mit sich.“
Anna runzelte die Stirn. „Das ist es also. Wir verlieren die Weisheit der erfahrensten Leute, weil niemand sie festhält.“
„Genau“, schnurrte Gustav. „Die besten Organisationen verstehen das. Sie sorgen dafür, dass das Wissen ihrer Führungskräfte nicht verloren geht, indem sie Programme und Mechanismen entwickeln, in denen die erfahrensten Mitglieder ihre Einsichten weitergeben. Durch Fallstudien, Entscheidungsüberprüfungen und klar definierte Werte helfen sie den zukünftigen Führungskräften, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“
„Das klingt nach einem großartigen Ansatz“, sagte Anna nachdenklich. „Aber wie können wir das in meinem Unternehmen umsetzen?“
„Du musst damit beginnen, die Weisheit deiner erfahrensten Führungskräfte zu dokumentieren“, erklärte Gustav. „Führe Gespräche, notiere ihre wichtigsten Entscheidungen und die Lektionen, die sie gelernt haben. Erstelle Fallstudien zu den kritischen Momenten in der Geschichte deines Unternehmens. So bewahrst du das Wissen für zukünftige Generationen.“
Anna nickte langsam. „Das wäre tatsächlich eine enorme Ressource. Es wäre, als ob wir die Erfolgsgeheimnisse der Vergangenheit nutzen könnten, um die Zukunft zu gestalten.“
„Genau“, sagte Gustav leise. „Denn ohne diese bewusste Anstrengung, das Wissen zu bewahren, geht es verloren. Und dann müssen die nächsten Generationen dieselben Fehler machen, die bereits hätten vermieden werden können.“
Anna lächelte. „Ich werde dieses Projekt in Angriff nehmen. Wir sollten die Geschichte unserer Führungskräfte und die Entscheidungen, die sie getroffen haben, festhalten. Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass ihre Weisheit nicht verloren geht.“
„Und das ist der Schlüssel“, schnurrte Gustav zufrieden. „Die besten Organisationen bestehen nicht nur aus Prozessen und Strategien. Sie bestehen aus Menschen, die ihr Wissen weitergeben, um zukünftige Erfolge zu sichern.“
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