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Die Kunst der Offenheit

„Gustav, findest du, ich sollte mich meinen Mitarbeitenden gegenüber mehr öffnen?“


Anna saß am Küchentisch, rührte in ihrem Tee und sah den kleinen Säbelzahntiger nachdenklich an. Gustav, der es sich wie üblich auf der Fensterbank bequem gemacht hatte, legte den Kopf schief.


„Kommt drauf an“, schnurrte er. „Möchtest du echte Verbindungen aufbauen oder bloß ein paar Anekdoten loswerden?“


Anna schnaubte. „Natürlich echte Verbindungen! Ich habe das Gefühl, dass Vertrauen im Team noch wachsen könnte. Und ich frage mich, ob mehr Offenheit dabei helfen würde.“


Gustav nickte. „Vermutlich schon. Aber echte Verletzlichkeit ist wie Schokolade – in der richtigen Menge ein Genuss, zu viel davon klebt dir an den Fingern und macht nur Unordnung.“


Anna lachte. „Also in Maßen?“


„Exakt. Es gibt Dinge, die du teilen kannst – und welche, die du lieber für dich behältst.“


Anna runzelte die Stirn. „Zum Beispiel?“


„Erstens“, begann Gustav und wackelte mit einer Kralle, „solltest du niemals abwertend über andere im Team oder in der Firma sprechen. Auch wenn du jemanden für unfähig hältst – behalte es für dich. Deine Meinung färbt sonst die Sichtweise anderer und kann langfristig Schaden anrichten.“


Anna nickte. „Verstanden. Und was noch?“


„Zweitens: Deine guten Taten. Niemand mag es, wenn jemand laut verkündet, wie großzügig oder mitfühlend er ist. Wenn du für jemanden einspringst oder ihn unterstützt, dann lass es für sich sprechen.“


„Hmm, also nicht: ‚Übrigens, ich habe letzte Woche dafür gesorgt, dass Lisa den Kunden behalten konnte!‘?“


„Genau!“, schnurrte Gustav. „Lass Lisa selbst davon erzählen, wenn sie es für wichtig hält.“


Anna kritzelte ein paar Notizen auf ihr Notizbuch. „Und was ist mit meinen eigenen Fortschritten? Ich arbeite ja daran, geduldiger zu werden…“


„Drittens“, fuhr Gustav fort, „wenn du Fortschritte machst, lass es die anderen bemerken. ‚Ich bin viel geduldiger geworden!‘ klingt eher wie Eigenlob. Wenn andere es sehen und sagen, dann ist es echt.“


Anna schmunzelte. „Okay, ich halte mich zurück. Noch etwas?“


Gustav verzog das Gesicht. „Viertes und letztes: Dein Kontostand geht niemanden etwas an.“


„Dachte ich mir“, sagte Anna trocken.


„Ob du gut verdienst oder in finanziellen Schwierigkeiten steckst – darüber zu sprechen schafft Distanz. Vor allem, wenn du in einer besseren Lage bist als die meisten im Team.“


Anna lehnte sich zurück. „Das klingt alles logisch. Also darf ich über meine Zweifel sprechen, meine Fehler, meine Lernprozesse – aber ohne andere zu bewerten oder mich selbst zu beweihräuchern.“


„So ist es!“, bestätigte Gustav. „Verletzlichkeit ist ein Geschenk. Aber wie jedes Geschenk zählt nicht nur der Inhalt, sondern auch die Verpackung.“


Anna grinste. „Klingt, als hätte ich noch einiges zu lernen.“


Gustav schnurrte zufrieden. „Zum Glück hast du einen weisen kleinen Tiger an deiner Seite.“


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