Die Kraft der richtigen Formulierung
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 11. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

Anna saß an ihrem Schreibtisch und betrachtete die aktuelle Zielübersicht ihres Teams. Die Liste war lang – zu lang. Und etwas daran störte sie, obwohl sie es nicht genau benennen konnte. Gustav, der geschrumpfte Säbelzahntiger, streckte sich gemütlich auf einem Stapel Papier und musterte sie neugierig.
„Du siehst aus, als würdest du auf eine komplizierte Gleichung starren,“ stellte er fest.
„Es geht um unsere Ziele für das nächste Quartal,“ antwortete Anna. „Sie sind klar definiert, aber ich habe das Gefühl, dass sie nicht gerade motivierend sind.“
Gustav sprang auf den Tisch und warf einen Blick auf das Dokument. „Hm… ‚Reduzierung von Verzögerungen‘, ‚Vermeidung von Fehlern‘, ‚Senkung der Kundenbeschwerden‘… Ja, kein Wunder, dass dich das stört.“
„Warum?“ fragte Anna verwundert.
„Weil du dich auf das fokussierst, was du verhindern willst, anstatt auf das, was du erreichen möchtest,“ erklärte Gustav. „Diese Ziele sind alle in der negativen Formulierung gefangen. Und das beeinflusst, wie dein Team sie wahrnimmt.“
Anna runzelte die Stirn. „Aber es sind doch die gleichen Ziele. Ob ich sage ‚Fehler reduzieren‘ oder ‚Genauigkeit erhöhen‘, das ändert doch nichts am Inhalt.“
„Oh doch,“ entgegnete Gustav. „Denk mal an einen berühmten psychologischen Effekt: Wenn ich dir jetzt sage, du sollst NICHT an einen rosa Elefanten denken, was passiert dann?“
Anna lachte. „Ich denke natürlich an einen rosa Elefanten.“
„Genau!“ Gustav schnurrte. „Wenn du Ziele in der negativen Formulierung setzt, bleibt der Fokus oft genau auf dem, was vermieden werden soll. Das kann zu Angst vor Fehlern führen, statt zu einer proaktiven Herangehensweise.“
Anna lehnte sich zurück und betrachtete die Liste noch einmal. „Das heißt also, wenn wir ‚Vermeidung von Verzögerungen‘ durch ‚Pünktliche Lieferung aller Projekte‘ ersetzen, könnte das einen Unterschied machen?“
„Absolut!“ Gustav nickte. „Ziele in positiver Sprache fördern das Wachstum, weil sie Menschen zeigen, worauf sie hinarbeiten können, statt sie daran zu erinnern, was sie nicht tun sollten.“
„Und wie erkenne ich, ob meine Ziele negativ formuliert sind?“ fragte Anna.
„Ganz einfach: Frag dich, ob das Ziel beschreibt, was du erreichen möchtest, oder ob es nur das vermeidet, was du nicht willst,“ erklärte Gustav. „Schau mal hier: Statt ‚Senken der Kundenbeschwerden‘ wäre ‚Steigerung der Kundenzufriedenheit‘ viel effektiver. Oder statt ‚Vermeidung von Budgetüberschreitungen‘ lieber ‚Effiziente Ressourcennutzung zur Einhaltung des Budgets‘.“
Anna begann, ihre Liste umzuschreiben. „Das fühlt sich tatsächlich viel aktiver und motivierender an. Vielleicht sollten wir auch in Meetings darauf achten, wie wir unsere Ziele kommunizieren.“
„Jetzt hast du’s!“ Gustav schnurrte zufrieden. „Die Art und Weise, wie du Ziele formulierst, beeinflusst direkt, wie dein Team sie angeht. Es geht nicht nur darum, Probleme zu vermeiden – es geht darum, Erfolge zu gestalten.“
Mit einem zufriedenen Lächeln notierte sich Anna, das nächste Teammeeting genau mit diesem Thema zu beginnen. Denn sie wusste jetzt: Der Schlüssel zu Motivation und Klarheit lag nicht nur in den Zielen selbst, sondern in der Art, wie sie formuliert wurden.
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