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Die Igelstrategie auf vier Pfoten

„Ich glaube, ich bin in einer Sackgasse“, seufzte Anna und ließ sich auf ihren Bürostuhl sinken. Gustav, der kleine Säbelzahntiger, hob den Kopf von seinem Platz auf der Fensterbank. Mit schiefem Blick musterte er sie, sprang auf ihren Tisch und setzte sich direkt vor den Laptop.


„Du meinst strategisch oder emotional?“, fragte er und zwinkerte.


„Strategisch“, sagte Anna. „Unser Bereich liefert konstant gute, aber eben nicht herausragende Ergebnisse. Ich weiß nicht, woran es liegt.“


Gustav begann, langsam mit dem Schwanz zu wedeln. „Dann ist es vielleicht Zeit, Igel zu werden.“


„Igel?“, fragte Anna lachend. „Ich bin ein Mensch. Du bist ein Mini-Tiger. Was haben Igel jetzt damit zu tun?“


„Jim Collins würde sagen: Alles. Die erfolgreichsten Unternehmen, die er untersucht hat, hatten eine sogenannte Igelstrategie – eine einfache, klare Idee, die ihnen den Weg wies. Nicht 100 Ziele, nicht 17 KPIs. Sondern ein einziger strategischer Kompass.“


Anna lehnte sich zurück. „Und was ist die Igelstrategie in meinem Fall?“


Gustav sprang auf ihre Unterlagen. „Lass uns gemeinsam überlegen. Drei Fragen führen dich dorthin: Erstens, worin kannst du die Beste sein – und zwar wirklich. Zweitens, was liebst du so sehr, dass du es auch bei Gegenwind machst. Und drittens: Was treibt deinen wirtschaftlichen Motor an?“


Anna schwieg. Dann holte sie ein Notizbuch hervor.


„Ich kann in der Führung von interdisziplinären Teams wirklich aufblühen“, sagte sie langsam. „Und ich liebe es, Menschen zu entwickeln. Der wirtschaftliche Hebel ist klar: Wenn unsere Talente besser arbeiten, steigt unsere Projektmarge.“


„Voilà“, schnurrte Gustav. „Dein Igel hat gerade die ersten Stacheln bekommen.“


Sie grinste. „Okay, das hilft. Aber wie komme ich jetzt vom Durchschnitt zur Spitze?“


„Mit Geduld, Anna“, erwiderte Gustav. „Die Unternehmen, die es geschafft haben, hatten keinen plötzlichen Durchbruch. Sie haben das Flywheel in Bewegung gesetzt – kleine Schritte, konsequent auf das Igelkonzept ausgerichtet.“


„Und das Team?“, fragte sie. „Ich habe nicht das Gefühl, dass alle bereit sind, diesen Weg mitzugehen.“


„Dann hast du noch nicht die richtigen Leute im Bus – oder einige sitzen am falschen Platz“, sagte Gustav. „Die besten Unternehmen haben erst die Menschen ausgewählt und dann den Kurs bestimmt, nicht umgekehrt.“


Anna machte sich Notizen.


„Und wenn jemand nicht mitzieht?“, fragte sie.


„Dann brauchst du die Disziplin, das auch zu klären. In den erfolgreichen Unternehmen wurde nicht auf kurzfristige Harmonie gesetzt, sondern auf langfristige Konsequenz.“


Anna wurde nachdenklich. „Ich muss das Ego rausnehmen. Ich habe versucht, es allen recht zu machen.“


Gustav nickte. „Genau da liegt der Unterschied: Level-5-Führungskräfte sind bescheiden, aber kompromisslos im Streben nach Exzellenz. Es geht nicht um sie. Es geht um das Unternehmen.“


Anna sah ihn an. „Wie schaffe ich es, diese Haltung durchzuhalten – auch wenn es hart wird?“


„Das Stockdale-Paradox“, antwortete Gustav leise. „Blicke den harten Realitäten mutig ins Auge – aber verliere nie den Glauben, dass du es schaffen wirst.“


Eine lange Pause entstand. Dann stand Anna auf.


„Okay. Ich werde nicht mehr versuchen, alles auf einmal zu verbessern. Ich werde unser Team fokussieren. Wir fangen mit einem Ziel an. Wir besprechen ehrlich, was nicht funktioniert. Und wir bauen das Flywheel mit Konsequenz – und Disziplin.“


Gustav nickte zufrieden. „Du bist auf dem Weg von gut zu großartig.“


„Und wenn ich unsicher werde?“, fragte Anna.


„Dann erinnere dich daran: Auch der Igel hat nicht mit dem perfekten Stachelkleid angefangen. Aber er wusste immer, worauf er sich verlassen konnte.“



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