Gustav saß wie gewohnt auf der Fensterbank und beobachtete Anna, die in ihrem Stuhl zurückgelehnt in Gedanken versunken war. „Du wirkst heute besonders still, Anna“, bemerkte er schließlich.
Anna seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Es geht um das Projekt, das wir gerade abschließen. Ich hatte so hohe Erwartungen an mich selbst und an mein Team, aber es fühlt sich einfach nicht gut genug an.“
Gustav schnurrte leise. „Ah, Perfektionismus – ein alter Feind. Du versuchst, das Unmögliche zu erreichen, nicht wahr?“
Anna nickte. „Ich will, dass alles perfekt ist. Jedes Detail muss stimmen, jede Entscheidung makellos sein. Aber irgendwie führt das nur zu Frustration. Nichts scheint jemals gut genug.“
„Das ist das Problem mit Perfektionismus“, sagte Gustav nachdenklich. „Er ist eine Falle. Du setzt dir und deinem Team ein unerreichbares Ziel, und am Ende wird niemand wirklich zufrieden sein – auch du nicht.“
Anna lehnte sich zurück. „Aber sollte ich nicht das Beste von mir und meinem Team verlangen? Sollte ich nicht nach Perfektion streben?“
„Es ist ein Unterschied, nach Perfektion zu streben und Perfektion zu erwarten“, erklärte Gustav. „Es ist wunderbar, hohe Standards zu setzen und nach Exzellenz zu streben. Aber wenn du Perfektion forderst, setzt du dich und dein Team einer unmöglichen Belastung aus. Nichts, was ihr erreicht, wird jemals gut genug sein, und das führt nur zu Enttäuschung und Erschöpfung.“
„Das klingt, als ob ich zu streng mit mir selbst bin“, sagte Anna nachdenklich.
Gustav nickte. „Perfektionismus führt dazu, dass du die kleinen Erfolge nicht mehr schätzen kannst. Du bist so auf das Unmögliche fixiert, dass du die guten Dinge übersiehst, die du und dein Team bereits erreicht haben. Es ist wie Winston Churchill sagte: ‚Perfektionismus bedeutet Lähmung.‘“
Anna runzelte die Stirn. „Ich habe nie darüber nachgedacht, dass Perfektionismus uns eigentlich ausbremst. Ich dachte immer, es wäre ein Antrieb, besser zu werden.“
„Besser zu werden, ja“, schnurrte Gustav. „Aber Perfektionismus führt oft dazu, dass du irgendwann aufgibst. Wenn nichts jemals gut genug ist, verlierst du die Motivation, es überhaupt zu versuchen. Und das gilt nicht nur für dich – es gilt auch für dein Team. Sie werden irgendwann aufhören, Risiken einzugehen oder kreative Lösungen zu finden, weil sie Angst haben, zu scheitern.“
Anna nickte langsam. „Ich sehe es jetzt klarer. Ich will Exzellenz, aber ich muss aufpassen, dass ich nicht Perfektion verlange. Ich sollte mein Team herausfordern, das Beste zu geben, ohne ihnen das Gefühl zu geben, dass nur Perfektion zählt.“
„Genau“, sagte Gustav. „Fordere dein Team heraus, aber gib ihnen auch den Raum, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Der Weg zur Exzellenz führt nicht über Perfektion, sondern über Fortschritt. Erinnere dich daran, dass das Streben nach Perfektion oft im Weg steht, wirklich großartige Dinge zu erreichen.“
Anna lächelte leicht. „Ich werde das im Hinterkopf behalten. Es ist Zeit, Perfektionismus loszulassen und mich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt – Fortschritt und kontinuierliches Lernen.“
Gustav schnurrte zufrieden. „Das ist der richtige Weg. Großartige Führungskräfte wissen, dass Perfektion nicht der Schlüssel zum Erfolg ist – sondern die Fähigkeit, sich stetig zu verbessern und dabei auch die kleinen Siege zu schätzen.“
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