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Die Distanz überwinden

Anna saß in der Firmenzentrale, den Blick auf eine Liste mit offenen Punkten gerichtet. Die Zahlen stimmten, die Prozesse liefen – und doch hatte sie das Gefühl, dass etwas fehlte.


„Was ist los?“ fragte Gustav, der geschrumpfte Säbelzahntiger, während er sich auf ihrem Schreibtisch ausstreckte.


„Ich habe das Gefühl, dass ich zu weit weg bin von den Leuten, die die eigentliche Arbeit machen“, seufzte Anna. „Ich spreche mit Führungskräften, mit Stakeholdern, mit Kunden, aber die Teammitglieder, die täglich unsere Strategie umsetzen? Die sehe ich fast nie.“


Gustav blinzelte. „Also sitzt du hier oben im Elfenbeinturm und wunderst dich, warum die Menschen unten nicht mehr motiviert sind?“


Anna verzog das Gesicht. „Das klingt brutal. Aber vielleicht hast du recht.“


„Erinnerst du dich an Norman Brinker?“ fragte Gustav.


Anna runzelte die Stirn. „Der Restaurant-Unternehmer?“


„Genau! Er führte einige der bekanntesten Restaurantketten und hatte eine einfache Regel: Egal wie groß sein Unternehmen wurde, er sprach persönlich mit den Teammitgliedern an der Basis – mit den Kellnern, Köchen, Servicekräften. Er wusste, dass je größer die Distanz zwischen Führung und Mitarbeitenden ist, desto wichtiger wird es, diese aktiv zu überbrücken.“


Anna nickte langsam. „Also glaubst du, ich sollte mir weniger Gedanken über Strategie-Meetings machen und stattdessen mehr Zeit direkt mit dem Team verbringen?“


„Genau! Wenn du wirklich verstehen willst, was in deinem Unternehmen passiert, dann musst du dorthin gehen, wo es geschieht. Nicht nur zur Show, sondern mit echtem Interesse“, erklärte Gustav. „Wie viele Teammitglieder haben wohl das Gefühl, dass sie von dir gesehen werden?“


Anna lehnte sich zurück. „Wahrscheinlich nicht viele. Ich vertraue darauf, dass ihre direkten Führungskräfte ihnen das Gefühl von Wertschätzung geben.“


Gustav rollte mit den Augen. „Das ist wie bei einem großen Familienfest, bei dem der Gastgeber sich nur mit seinen engsten Verwandten unterhält und die restlichen Gäste ignoriert. Die besten Anführer sind diejenigen, die mit allen sprechen, nicht nur mit der ersten oder zweiten Ebene.“


Anna dachte darüber nach. „Und wenn ich das mache – was ändert sich dann?“


Gustav grinste. „Du zeigst, dass du die Menschen hinter den Zahlen siehst. Du verstehst ihre Herausforderungen, ihre Ideen, ihre Sorgen. Und das Beste: Wenn du mit ihnen sprichst, fühlen sie sich als Teil von etwas Größerem. Sie sind dann nicht nur Zahnräder in einer Maschine, sondern Menschen mit Bedeutung.“


Anna nahm einen Stift und schrieb sich eine neue Priorität auf: Direkte Gespräche mit Teammitgliedern – jede Woche.


Sie sah Gustav an und lächelte. „Dann fange ich besser heute noch damit an.“


Gustav schnurrte zufrieden. „Gute Entscheidung. Große Führung beginnt da, wo Menschen gesehen werden.“


 

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