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Der Weg aus der Denkfalle

Anna saß vor ihrem Laptop und starrte auf das leere Dokument. „Ich brauche eine kreative Lösung. Irgendetwas, das niemand erwartet. Etwas… Einzigartiges.“


Gustav, der sich auf ihrer Tastatur zusammengerollt hatte, blinzelte sie verschlafen an. „Du klingst, als würdest du dich selbst in eine Denkfalle manövrieren.“


„Eine Denkfalle?“ Anna schnaubte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich muss nur… kreativer denken.“


„Kreativität auf Knopfdruck?“, fragte Gustav und streckte sich ausgiebig. „Da hast du dir ja was vorgenommen.“


„Danke für die aufmunternden Worte, Gustav“, antwortete Anna sarkastisch. „Du bist wirklich eine riesige Hilfe.“


„Tatsächlich?“ Gustav grinste verschmitzt. „Dann schau mal zu, wie ich dir jetzt helfe. Schon mal von Edward de Bono gehört?“


Anna runzelte die Stirn. „Klingt bekannt. War das nicht der Typ mit den Hüten?“


„Sehr gut!“, lobte Gustav und wippte aufgeregt mit dem Schwanz. „Das waren seine 'Sechs Denkhüte'. Aber er war auch der Meister des lateralen Denkens. Er hat kreative Übungen erfunden, um Menschen aus ihren Denkmustern zu befreien.“


„Und wie soll mir das helfen?“


„Ganz einfach“, schnurrte Gustav. „Wir machen eine Übung.“ Er sprang auf die Fensterbank und begann, mit seiner Pfote in der Luft zu zeichnen, als ob er unsichtbare Wörter auf eine Tafel schreiben würde. „Ich gebe dir fünf zufällige Wörter, und du suchst dir eines aus, das ein Problem darstellt. Dann versuchst du, dieses Problem mit einem der anderen Wörter zu lösen.“


„Das klingt… verrückt.“


„Perfekt!“, rief Gustav aus. „Verrückt ist gut. Verrückt ist kreativ. Bist du bereit?“


Anna seufzte. „Ich hab nichts zu verlieren. Schieß los.“


Gustav räusperte sich theatralisch. „Hier sind die fünf Wörter: Kaktus, Regenbogen, Zug, Katze, Spiegel.“


Anna dachte kurz nach. „Okay… ‚Zug‘ stellt ein Problem dar. Der Zug ist verspätet und ich komme zu spät zu einem wichtigen Meeting.“


„Gut!“, schnurrte Gustav. „Und welches der anderen Wörter könnte dir helfen, dieses Problem zu lösen?“


Anna runzelte die Stirn. „Das ergibt doch keinen Sinn… Aber warte mal. Vielleicht ‚Spiegel‘? Wenn ich an Spiegel denke, denke ich an Reflektion. Ich könnte das Meeting virtuell machen und mich via Videokonferenz dazuschalten. Dann spielt es keine Rolle, ob ich physisch da bin oder nicht.“


Gustav klatschte begeistert mit den Pfoten. „Da hast du es! Kreativität durch Assoziation. Du hast das Problem gelöst, indem du das Wort aus einem ganz anderen Kontext betrachtet hast.“


Anna lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. „Das war… erstaunlich. Es hat mich wirklich gezwungen, anders zu denken.“


„Das ist der Zauber von Edward de Bono“, schnurrte Gustav zufrieden. „Er hat verstanden, dass Worte voller Möglichkeiten stecken. Und manchmal brauchst du nur ein bisschen seitliches Denken, um die Lösung zu finden.“


Anna lächelte. „Und du bist wirklich gut darin, mich aus meinen Denkmustern zu reißen.“


„Ich bin nicht nur süß und flauschig, ich bin auch genial“, prahlte Gustav und setzte sich stolz aufrecht hin.


„Das würde ich nicht so laut sagen“, neckte Anna. „Sonst wachst du morgen mit einem Spiegel vor deiner Schnauze auf.“


Gustav lachte. „Ein Spiegel ist auch nur eine Tür zu neuen Gedanken, meine Liebe.“


Anna begann zu tippen, ihre Gedanken sprudelten nur so auf das digitale Papier. „Okay, dann lass uns noch eine Runde machen. Was sind die nächsten fünf Wörter?“


Gustav schnurrte zufrieden. „Du lernst schnell. Bereit? Hier kommen sie: Esel, Kerze, Wasserfall, Sanduhr, Flugzeug…“


Die beiden arbeiteten weiter, während die Sonne langsam unterging und den Raum in warmes, goldenes Licht tauchte. Anna wusste, dass sie heute mehr gewonnen hatte als nur eine Lösung für ihr Problem. Sie hatte gelernt, wie man aus Denkfallen ausbricht – mit einem kleinen Säbelzahntiger und einem Hauch von Edward de Bono.



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