Der richtige Ort für das richtige Gespräch
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 30. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Nov. 2024

Es war später Nachmittag, und Anna hatte ein wichtiges Gespräch vor sich. Sie musste einige kritische Punkte mit einem ihrer Teammitglieder besprechen, doch irgendetwas hielt sie davon ab, das Treffen in ihrem Büro zu planen. Gustav, der kleine Säbelzahntiger, saß entspannt auf dem Fensterbrett und beobachtete sie.
„Was ist los, Anna?“ fragte er leise. „Du scheinst nachzudenken.“
Anna nickte. „Ich überlege, wo das Gespräch am besten stattfinden sollte. Mein Büro fühlt sich zu formal an. Ich möchte, dass es ein offener, ehrlicher Austausch wird – ohne den Druck, den man spürt, wenn man mir gegenüber an einem Schreibtisch sitzt.“
Gustav schnurrte und streckte sich. „Weißt du, der Ort und die Art des Gesprächs machen einen großen Unterschied. Menschen öffnen sich leichter, wenn sie sich wohlfühlen. Vielleicht wäre ein anderer Ort besser geeignet.“
Anna lächelte. „Du hast recht. In meinem Büro herrscht immer eine gewisse Distanz, die ich nicht möchte. Aber wo könnte ich das Gespräch führen, damit es entspannter wird?“
„Wie wäre es mit einem Spaziergang?“ schlug Gustav vor. „Seite an Seite, ohne die formelle Atmosphäre eines Büros. Oder vielleicht in einem Café, bei einer Tasse Kaffee. Die Umgebung verändert oft die Art, wie Menschen sprechen und sich öffnen.“
Anna dachte nach. „Ein Spaziergang... Das könnte funktionieren. Es wäre weniger formell, und mein Teammitglied würde sich wahrscheinlich wohler fühlen, Dinge zu teilen.“
Gustav nickte. „Genau. Beim Gehen oder bei einem Kaffee sind Menschen oft entspannter. Sie haben keine Erwartung, dass das Gespräch strukturiert oder übermäßig formell ist. Es gibt keine Barriere eines Schreibtisches oder eines Konferenztisches zwischen euch.“
„Es ist interessant, wie sehr der Ort die Stimmung eines Gesprächs beeinflussen kann“, sagte Anna und erhob sich. „Ich habe schon oft bemerkt, dass die besten Gespräche unerwartet bei einem Kaffee oder auf dem Weg zu einem Meeting passieren.“
„Das liegt daran, dass der Druck weg ist“, schnurrte Gustav. „Wenn du Menschen auf Augenhöhe begegnest und die Umgebung informell gestaltest, senkt das den Statusunterschied. Es ist weniger eine Führungskraft, die spricht, und mehr zwei Menschen, die sich austauschen.“
Anna grinste. „Ich werde es versuchen. Ein Spaziergang im Park – das sollte genau die richtige Atmosphäre schaffen.“
„Es braucht nur ein bisschen Planung und das richtige Timing“, sagte Gustav. „Führungskräfte, die bewusst den Ort und die Art ihrer Gespräche wählen, können so viel mehr aus den Menschen herausholen. Die Frage ist nicht immer nur, was gesagt wird, sondern wo und wie es gesagt wird.“
Mit neuem Elan plante Anna das Gespräch. Sie würde nicht in ihrem Büro sitzen, sondern einen lockeren Spaziergang unternehmen – und vielleicht die besten Einsichten ihres Teammitglieds gewinnen, die sie sonst nie erfahren hätte.
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