Der Mut, an andere zu glauben
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 10. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

Es war ein regnerischer Morgen, und Anna saß an ihrem Schreibtisch, als sie eine Benachrichtigung auf ihrem Laptop erhielt. Ein Projektbericht lag vor, und die Ergebnisse waren alles andere als überzeugend. Gustav, ihr kleiner Säbelzahntiger, sprang elegant auf den Schreibtisch und blickte sie mit einem scharfen Blick an.
"Was ist los, Anna?" fragte er. "Du siehst aus, als ob du jemanden in Schutz nehmen möchtest."
Anna seufzte. "Ein Teammitglied hat in einem Projekt deutlich unter den Erwartungen geliefert. Ich überlege, wie ich damit umgehen soll."
Gustav nickte weise. "Du hast zwei Optionen: Du kannst sie kritisieren und hoffen, dass sie daraus lernen. Oder – und das ist die schwierigere, aber effektivere Wahl – du kannst ihnen zeigen, dass du an sie glaubst."
Anna sah ihn nachdenklich an. "Nach so einer Leistung einfach weiter Vertrauen zeigen? Wird das nicht als Schwäche angesehen?"
"Überhaupt nicht," erwiderte Gustav. "Die besten Anführer wissen, dass Schwächen ein Teil des Lernprozesses sind. Der Schlüssel ist, den Menschen zu helfen, sich daran zu erinnern, wozu sie in der Lage sind."
Anna nickte langsam. "Wie mache ich das? Einfach sagen, dass ich an sie glaube?"
"Das ist ein Anfang," sagte Gustav. "Aber es reicht nicht. Du musst konkret werden. Erinnere sie an ihre Erfolge, an Momente, in denen sie brilliert haben. Zeig ihnen, dass ihre Fähigkeiten nicht durch einen Misserfolg definiert werden."
Anna überlegte einen Moment. "Also sollte ich mich mit ihnen zusammensetzen und über ihre Leistung sprechen – ohne zu beschönigen, aber auch ohne sie zu entmutigen?"
"Exakt," bestätigte Gustav. "Frag sie nach ihrer Perspektive. Lass sie erklären, was schiefgelaufen ist. Und dann teile deine Beobachtungen – ehrlich, aber mit Mitgefühl."
Anna nahm einen Stift und begann, sich Notizen zu machen. "Ich könnte sagen: 'Ich weiß, dass dieses Projekt nicht wie geplant gelaufen ist, aber ich erinnere mich an die hervorragende Arbeit, die du im letzten Quartal geleistet hast. Dein Organisationstalent und deine Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden, haben das Team damals beeindruckt.'"
Gustav schnurrte zufrieden. "Genau das! Solche Worte können Wunder bewirken. Es zeigt, dass du nicht nur an ihre Fähigkeiten glaubst, sondern auch konkrete Beweise dafür hast."
"Und was ist mit der Zukunft?" fragte Anna. "Soll ich ihnen trotzdem eine wichtige Aufgabe anvertrauen?"
"Das kommt später," sagte Gustav. "Zuerst musst du ihr Vertrauen in sich selbst wieder aufbauen. Gib ihnen Raum, an einer neuen Strategie zu arbeiten, und sei bereit, sie dabei zu unterstützen."
Anna lächelte. "Das klingt nach einem Plan. Danke, Gustav."
"Immer gern," sagte er mit einem Augenzwinkern. "Vergiss nicht: Der Glaube an jemanden ist mächtig – besonders, wenn er nach einem Rückschlag ausgesprochen wird."
Mit einem neuen Ansatz und klaren Worten bereitete sich Anna darauf vor, mit ihrem Teammitglied zu sprechen. Sie wusste, dass sie damit nicht nur deren Selbstvertrauen stärken würde, sondern auch die Grundlage für zukünftige Erfolge legte – für das Team und für die Person selbst.
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