top of page

Der fröhliche Pessimist

„Anna, du bist schon wieder am Grübeln.“


Gustav, der geschrumpfte Säbelzahntiger, saß wie gewohnt auf der Fensterbank und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen.


Anna blickte von ihrem Laptop auf. „Ich plane das nächste Quartal. Wir haben ehrgeizige Ziele, aber ich sehe schon jetzt, wo es Probleme geben wird.“


Gustav schnurrte amüsiert. „Du bist also pessimistisch?“


„Nein, nicht wirklich“, widersprach Anna. „Ich glaube an unser Team und daran, dass wir es schaffen können. Aber ich weiß auch, dass es nicht glattlaufen wird.“


Gustav grinste. „Ah, dann bist du ein fröhlicher Pessimist.“


Anna hob eine Augenbraue. „Ein was?“


„Ein fröhlicher Pessimist!“, wiederholte Gustav begeistert. „Jemand, der an Menschen und Chancen glaubt, aber gleichzeitig weiß, dass nichts so einfach ist, wie es aussieht.“


Anna schmunzelte. „Das klingt nach einem Widerspruch.“


„Überhaupt nicht!“, entgegnete Gustav. „Großartige Führungskräfte sind drei Teile Optimismus und ein Teil Pessimismus. Sie wissen, dass ihre Leute wachsen und Großes leisten können, aber sie unterschätzen nie die Hürden auf dem Weg.“


Anna lehnte sich zurück. „Also geht es darum, realistisch zu bleiben, aber den Fokus auf die Möglichkeiten zu legen?“


„Genau!“ Gustav sprang auf den Tisch und begann mit seiner Tatze imaginäre Diagramme in die Luft zu zeichnen. „Schau mal: Ein typischer Optimist würde sagen: Wir haben ein tolles Team! Wir schaffen das! Ein reiner Pessimist würde sagen: Das wird eine Katastrophe. Zu viele Risiken! Aber ein fröhlicher Pessimist sagt: Wir haben ein tolles Team, aber wir brauchen einen verdammt guten Plan, weil es auf dem Weg jede Menge Hindernisse geben wird.“


Anna nickte nachdenklich. „Also heißt das, ich sollte die Risiken nicht ignorieren, sondern sie gezielt angehen, während ich mein Team motiviere?“


„Exakt!“, schnurrte Gustav zufrieden. „Und weißt du, warum das funktioniert? Weil es den Leuten Sicherheit gibt. Reiner Optimismus kann naiv wirken. Und wenn Dinge schiefgehen, verliert das Team das Vertrauen. Reiner Pessimismus zieht alle runter. Aber die Kombination aus beiden – das ist echte Führung.“


Anna grinste. „Also sollte ich mich auf das kommende Quartal freuen, aber gleichzeitig einen Plan haben, um die möglichen Probleme abzufangen?“


„Ja! Und setz regelmäßige Checkpoints, um den Fortschritt zu überprüfen. Fröhliche Pessimisten hoffen nicht nur, dass alles gut wird – sie stellen sicher, dass es das tut.“


Anna seufzte und schüttelte den Kopf. „Gustav, du solltest echt mal Leadership-Coach werden.“


Gustav blinzelte gespielt überrascht. „Ich dachte, das wäre ich bereits.“


Anna lachte und öffnete eine neue Notiz. „Na gut, dann schreibe ich das mal auf: Drei Teile Optimismus, ein Teil Pessimismus. Planen wie ein Skeptiker, motivieren wie ein Träumer.“


Gustav streckte sich und ließ sich wieder auf der Fensterbank nieder. „Jetzt hast du es verstanden. Und wenn du das nächste Mal ins Grübeln kommst, frag dich einfach: Denke ich gerade wie ein fröhlicher Pessimist?“


Anna nickte und lächelte. „Abgemacht.“


 

Höre den Podcast: Spotify


Abonniere den Blog: Newsletter Abonnieren


Vernetze dich mit mir auf LinkedIn: LinkedIn

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page