top of page

Das Superstar-Dilemma

Anna lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück und beobachtete die gespannte Stimmung im Raum. Das Teammeeting war gerade zu Ende gegangen, doch einige ihrer Mitarbeitenden hatten unübersehbar die Augen verdreht, als ein bestimmter Name gefallen war: Markus.


Markus war unbestritten das Genie des Teams. Seine Analysen waren brillant, seine Präsentationen beeindruckend, und er hatte ein unglaubliches Gespür für innovative Lösungen. Doch es gab ein Problem: Während alle anderen sich an Deadlines, Meetings und Teamregeln hielten, bewegte sich Markus nach seinen eigenen Regeln.


Gustav, der geschrumpfte Säbelzahntiger, der es sich wie immer auf der Fensterbank gemütlich gemacht hatte, ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. „Oh, oh… sieht aus, als hätten wir einen Superstar, der zum Störfaktor wird.“


Anna seufzte. „Er ist brillant, aber er kommt und geht, wie er will. Deadlines sind für ihn optional, Feedback nimmt er nur ungern an, und während alle anderen im Team sich mühsam durch Besprechungen kämpfen, taucht er nur auf, wenn es ihm passt.“


Gustav schnurrte nachdenklich. „Lass mich raten: Du hast ihm Sonderrechte eingeräumt, weil du dachtest, das hält ihn motiviert?“


Anna nickte. „Ja, aber langsam merke ich, dass das dem Team schadet. Die anderen sehen, dass Markus sich nicht an dieselben Regeln halten muss, und das sorgt für Unmut.“


„Das ist das klassische Superstar-Dilemma“, sagte Gustav und sprang auf Annas Schreibtisch. „Es ist okay, einem Spitzenperformer besondere Ressourcen und Verantwortung zu geben – aber es gibt drei eiserne Regeln, die du niemals brechen darfst.“


Anna hob interessiert eine Augenbraue. „Ich höre.“


„Erstens: Keine Ausnahmen bei den Regeln. Wenn der Rest des Teams sich an Meetings, Deadlines und Prozesse halten muss, dann gilt das auch für Markus.“


„Ja, das ist ein Problem“, gab Anna zu. „Er kommt zu Meetings, wenn er Lust hat, und hält sich nicht an vereinbarte Strukturen.“


„Dann ändere das“, sagte Gustav. „Zweitens: Ehrliches Feedback. Nur weil Markus ein Genie ist, heißt das nicht, dass er keine Kritik braucht. Ein echter Superstar wird durch ehrliches Feedback noch besser, aber wenn du ihn in Watte packst, wird er überheblich.“


„Stimmt“, murmelte Anna. „Ich neige dazu, ihn sanfter zu kritisieren, weil ich Angst habe, ihn zu vergraulen.“


„Das bringt uns zu Punkt drei“, fuhr Gustav fort. „Superstars sind keine Einzelkämpfer. Sie gehören genauso zum Team wie alle anderen. Sie müssen sich genauso in Teamprozesse einbringen, an Meetings teilnehmen und ihren Teil zum Gruppenzusammenhalt beitragen.“


Anna dachte nach. „Also muss ich Markus klar machen, dass er nicht über dem Team steht.“


„Exakt!“ Gustav grinste. „Es gibt nichts Schlimmeres für die Teamdynamik, als wenn jemand Sonderstatus genießt, der den Rest des Teams entwertet. Superstars sollen das Team stärken, nicht schwächen.“


Anna atmete tief durch. „Dann werde ich ein Gespräch mit Markus führen. Er bleibt unser Top-Talent, aber nicht um den Preis der Teammoral.“


Gustav schnurrte zufrieden. „Das nenne ich eine gute Entscheidung. Ein echter Leader stellt sicher, dass Superstars nicht zu stupid stars werden.“



Höre den Podcast: Spotify


Abonniere den Blog: Blog Abonnieren


Vernetze dich mit mir auf LinkedIn: LinkedIn

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page