Das Prinzip der gezielten Fokussierung
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 14. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

Anna saß mit verschränkten Armen in der wöchentlichen Team-Besprechung und beobachtete, wie ihre Kolleginnen und Kollegen über ihre Ziele für das nächste Quartal diskutierten. Die Liste wurde immer länger – Kundenzufriedenheit steigern, Prozesse optimieren, neue Talente anziehen, Umsatz erhöhen. Alles war wichtig, aber gleichzeitig spürte Anna, dass das Team immer erschöpfter wirkte.
Als sie später in ihrem Büro saß, sprang Gustav, der geschrumpfte Säbelzahntiger, auf ihren Schreibtisch und musterte sie mit einem kritischen Blick. „Du siehst aus, als hättest du gerade einen Marathon gelaufen.“
Anna seufzte. „Fühlt sich auch so an. Unser Team hat so viele Ziele, dass ich nicht weiß, worauf wir uns eigentlich konzentrieren sollen. Alles scheint gleich dringend zu sein.“
Gustav gähnte. „Tja, genau das ist das Problem. Wenn alles Priorität hat, hat nichts Priorität.“
Anna runzelte die Stirn. „Aber was ist die Alternative? Wir können ja nicht einfach Dinge weglassen.“
„Nicht weglassen, sondern rotieren,“ sagte Gustav. „Denk an Hochleistungssportler. Sie trainieren nicht jeden Muskel jeden Tag – sie setzen gezielt Schwerpunkte. Mal Beine, mal Arme, mal Ausdauer. Das hält sie frisch und verhindert Überlastung.“
Anna hob eine Augenbraue. „Und das funktioniert auch für Unternehmen?“
„Absolut,“ nickte Gustav. „Die besten Führungskräfte wenden das Prinzip der Zielrotation an. Sie konzentrieren sich für einen bestimmten Zeitraum intensiv auf ein Thema, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Danach wechseln sie den Fokus.“
Anna lehnte sich zurück. „Also könnten wir zum Beispiel für ein Quartal das Thema ‚Kundenzufriedenheit‘ in den Mittelpunkt stellen und dann im nächsten Quartal den Fokus auf ‚Recruiting‘ legen?“
„Genau! Und das Beste daran: Wenn Teams wissen, dass ein Thema nur für eine begrenzte Zeit Priorität hat, sind sie motivierter, sich voll reinzuhängen. Niemand fühlt sich von einer endlosen Aufgabe erschlagen.“
Anna dachte nach. „Das ergibt Sinn. Ich habe schon oft erlebt, dass Initiativen mit viel Energie gestartet werden, aber irgendwann im Tagesgeschäft untergehen.“
„Das liegt daran, dass die meisten Ziele zu langfristig und abstrakt bleiben,“ erklärte Gustav. „Wenn du dagegen eine kurzfristige Kampagne startest, mit klarem Zeitrahmen und messbarem Ergebnis, wird die Umsetzung greifbar. Und wenn du das Thema nach einer gewissen Zeit wechselst, bleibt das Team frisch und kreativ.“
Anna nahm einen Stift und begann zu notieren. „Also sollten wir unser Jahr in Schwerpunkte aufteilen. Drei Monate Kundenzufriedenheit, dann drei Monate Prozesseffizienz, dann Recruiting...“
„Perfekt,“ schnurrte Gustav. „Das hält das Team engagiert und verhindert das Gefühl, dass alles gleichzeitig passieren muss. Und noch besser: Man kann Schwerpunkte clever kombinieren – zum Beispiel ‚Umsatz steigern‘ und ‚Kundenerlebnis verbessern‘.“
Anna lächelte. „Ich werde das beim nächsten Meeting vorschlagen. Mal sehen, ob das für uns funktioniert.“
Gustav zwinkerte. „Oh, es wird. Teams lieben klare Fokuspunkte – und du wirst sehen, wie viel schneller ihr echte Fortschritte macht.“
Anna fühlte sich plötzlich viel klarer. Das endlose Jonglieren von Prioritäten musste nicht so sein. Sie hatte eine neue Strategie – eine, die ihr Team nicht überforderte, sondern motivierte.
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