Das Märchen der flachen Hierarchien
- Jens Alsleben Stark im Sturm
- 26. März
- 2 Min. Lesezeit

„Gustav, hast du eigentlich schon mal gehört, dass flache Hierarchien das ultimative Erfolgsmodell sind?“
Gustav blinzelte langsam von der Fensterbank herunter. „Oh ja, das habe ich gehört. Und weißt du, was ich auch gehört habe? Dass Katzen sich von Luft und Liebe ernähren können.“
Anna grinste. „Du meinst, das funktioniert in der Theorie, aber nicht in der Praxis?“
Gustav sprang geschmeidig auf den Schreibtisch. „Exakt! Die Idee klingt fantastisch: Keine Chefs, jeder ist gleichberechtigt, alle Entscheidungen werden demokratisch getroffen. Aber weißt du, was passiert, wenn keiner das letzte Wort hat?“
Anna verschränkte die Arme. „Chaos?“
„Schlimmer“, schnurrte Gustav. „Stillstand. Endlose Diskussionen. Und am Ende setzen sich nicht die besten Ideen durch, sondern die lautesten Stimmen.“
Anna nickte langsam. „Ich habe das tatsächlich schon erlebt. Ein Projektteam ohne klare Führung, wo sich jeder ständig im Kreis drehte, weil niemand entscheiden konnte, welche Richtung die beste war.“
„Ganz genau!“, rief Gustav aus. „Natürlich kann eine steile Hierarchie Innovation ersticken, wenn sie von Machtspielchen und Ego gesteuert wird. Aber keine Hierarchie? Das ist wie eine Zugfahrt ohne Lokführer.“
Anna überlegte. „Also wäre die Lösung eine Balance? Ein System, in dem es klare Verantwortlichkeiten gibt, aber trotzdem Raum für Ideen?“
„Bingo!“, schnurrte Gustav. „Ein guter Anführer nutzt Hierarchie nicht, um sich selbst zu erhöhen, sondern um das Team zu koordinieren. Er gibt Richtung vor, hört aber trotzdem zu. Und er stellt sicher, dass die richtigen Leute in den entscheidenden Momenten das Sagen haben.“
Anna schmunzelte. „Also keine Diktatur, aber auch keine basisdemokratische Anarchie.“
Gustav zwinkerte. „Genau. Und falls jemand wirklich glaubt, dass ein völlig flaches System funktioniert – dann schick ihn in ein Büro mit zehn Menschen und sag ihnen, sie sollen sich ohne Führung auf ein gemeinsames Mittagessen einigen.“
Anna lachte. „Ich wette, sie werden nach zwei Stunden noch diskutieren.“
Gustav schnurrte. „Und genau deshalb brauchen Teams eine kluge, aber klare Hierarchie. Denn ohne sie kommt der Zug nicht ins Rollen.“
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